Gudrun Klebeck verbindet mittels Montage differente Bildstrukturen. Sie fertigt einerseits monochrom anmutende Bilder bzw. Bildflächen, die aus Lasuren unterschiedlicher Töne entstehen und andererseits verschiedene Drucke auf Stoff, die mit ersteren kombiniert werden. Schon die jeweilige Technik und damit verbundene Materialität stiftet einen Kontrast. Die eher behutsam aufscheinenden oder auch schwingenden Flächen verhalten sich diametral zu den gedruckten Elementen. Das Primat und die monochrome, aber vielschichtige Anwendung der Farbe evozieren Erscheinungen, die rational nicht zu begreifen sind und so die Betrachter mit einer neuen, unbekannten Seherfahrung konfrontieren.
Bei den gedruckten grafischen Elementen hingegen, die in die malerischen Flächen eingefügt werden, entsteht die Abstraktion durch die Vergrößerung und den Charakter des Ausschnitts. Die Grafismen changieren so für die Betrachter auf der Schwelle zwischen einem Wiedererkennen und einem Assoziieren gegenständlicher bzw. naturhafter Formen.
Dementsprechend vermitteln beide Strukturen in ihrer Verbindung auch unterschiedliche Raumvorstellungen. Während die Malerei eine Raumtiefe suggeriert, scheinen die grafischen Strukturen vor der Oberfläche zu liegen. Beide Diskurse entziehen sich allerdings in ihrer Abstraktion einer Bedeutungszuschreibung. Sie werden gewissermaßen durch die Unbestimmtheit der Struktur transformiert und öffnen so zahlreiche Assoziationsfelder für die Betrachtenden. Darin erweist sich die Beziehung von Bild und Betrachter als untrennbar.
Gudrun Klebeck zeigt durch das ausgewogene Spannungsverhältnis ihrer Bildwelten, dass Harmonie nicht von vornherein gegeben ist. Sie ist vielmehr das Ergebnis einer umfassenden individuellen wie künstlerischen Erfahrung und Reflexion.
Erik Schönenberg